abgesagt für 12. November 2020 / verschoben auf 2021
Laudatio auf Leta Semadeni zum Josef Guggenmos-Preis für Kinderlyrik 2020 – Preisverleihung wird nachgeholt!
Michael Hammerschmid zu „Tulpen/Tulipanas. Mit Ill. v. Madlaina Janett. Zürich SJW 2019
„Die Sonne / fährt Velo / am Ufer entlang“ heißt es einmal. Ein andermal „Die Mähne des Windes / hat die Tür geöffnet / die in den Garten führt“ oder „Nachts verlässt Lilli / das Haus und / streut ihre Augen aus / über die Straße.“ Von solchen ersten Strophen aus entwirft Leta Semadeni das Wunderbare, lässt die Bilder und Augen, die Sonne und den Wind aus und folgt ihnen zweisprachig auf Rätoromänisch und Deutsch beim Zaubern, beim Tanzen, beim Erforschen der Welt, die bei Semadeni immer wieder mit einem Erstaunen beginnt, um die Wörter und ihre Poesie umso intensiver leuchten zu lassen. Was sie dabei entdeckt und entdecken macht, ist nichts weniger als die Zauberkraft selbst, die im Alltag und in den Worten steckt und nur darauf zu warten scheint, wahrgenommen und befreit zu werden. „Metta / il cour / aint illa locca // Fa ün sigl / sainza rait / sülla prosma / lingia” heißt es in „Gedichte lesen“ / „Leger poesias“: „Leg / das Herz / in die Lücke // Spring / ohne Netz / auf die nächste / Zeile.“ Im Dazwischen liegt die Poesie dieser Gedichte, und im Mut, „ohne Netz / auf die nächste / Zeile“ zu springen. Die rotblauen Illustrationen von Madlaina Janett nehmen den Ball der Freiheit mit großer Sensibilität auf und überwinden die Grenzen von Seite und Schwerkraft. Ja, mit Mut und für Mut wird man in diesem Bändchen reichlich belohnt!